Bike-Biathlon
Altenberg Juni 2004
Es ist wieder soweit. Anfang Juni ist Bike-Biathlon-Zeit. Und dieses Mal, dieses Mal nehmen wir, wie im letzten Jahr versprochen, am Hobbyrennen teil. Auch wenn Lena, die eigentlich Schuld an diesem Versprechen ist, gar nicht dabei ist.
Mit Troll, der extra aus Österreich angereist ist, starten wir pünktlich 15.00 Uhr im sonnigen Leipzig. Das Wetter enttäuscht uns nicht: Als wir uns auf der B170 nach Altenberg durchwurschteln, zieht sich der Himmel zu und exakt, als wir vor unserer Ferienwohnung aus dem Auto steigen, schüttet da oben einer einen Eimer aus... und wir stehen genau drunter. Prima, genau das richtige Wetter zum Mountainbiken.
Diesmal wohnen wir übrigens nicht bei Beers, dafür recht nah am Biathlonstadion und der Vermieter kümmert sich auch um die Leihräder. Zuerst bringt er je eins für Stefan und mich. Wir runzeln etwas die Stirn- na ja, Leihräder eben. Als er dann das Dritte- fürs Inchkind bringt, wissen wir nicht, ob uns das Lachen vielleicht doch vergehen sollte. Wir haben sozusagen das Familienset erwischt, und das Inchkind hat das Kinderrrad. Naja, locker bleiben. Das ist ein Hobbyrennen, wir wollen Spaß haben, die Sache nicht zu ernst nehmen und tragen die ganze Sache also mit Humor. Gehen wir erst mal ins Festzelt.
Hier werden wir wieder von der Band „Glasklar“ beglückt. Ich frag mich, ob die Altenberger möglicherweise gar nicht an Gästen von außerhalb interessiert sind. Oder wie sonst ist zu erklären, dass unsereins Jahr für Jahr mit dem selben Sch... gequält wird. Oder kämpfen die vielleicht um einen Eintrag ins Guinness- Buch der Rekorde? Nur, worin soll der Rekord bestehen?
Naja, da müssen wir durch. Wir begrüßen ein paar Bekannte und räumen ein Missverständnis aus dem Weg. Als wir nämlich das Festzelt betreten, winken uns drei Mädels zu. Ich frage Harzer, ob er die kennt.“ Ja die sind vom Martina Glagow-Fanclub“ Na, da setzen wir uns doch zu denen mit an den Tisch. Seltsam ist nur, das Harzer irgendwo unterwegs abbiegt... Die Mädels geben sich alle Mühe, sich zu erkennen zu geben. Es sind lotterhose, hume und rakastaa von der FAPP, und gewunken haben die mir...
Das übliche dann im Programm: Startnummernvergabe und Vorstellung der Athleten. Wir gehen zeitig ins Bett, schließlich haben wir morgen einen Wettkampf grins
Samstagmorgen. Es regnet und ich frag mich, ob ich mir das mit dem durch den Schlamm fahren wirklich antun soll. Ich weiß, das ist die falsche Einstellung, aber ich bin nun mal aus dem Alter raus, oder noch nicht drin... jedenfalls muss ich mir nichts beweisen. Aber Schießen würde ich schon gern mal. Hm
Wir fahren hoch zur Startnummernausgabe. Das Inchkind hat sogar eine Klingel an ihrem „Bike“. ggg
Die anderen drei Mädels und Ralf (ohne ph) kommen nun auch zum Start und Frode guckt sich das alles mal aus der Nähe an. Halvard und Ole legen derweil noch eine kleine Trainingseinheit auf Skirollern ein.
Dann geht es los. Es hatte zwischenzeitlich sogar mal aufgehört zu regnen. Jetzt nieselt es wieder, es ist grad so erträglich. Die Strecke ist natürlich viel zu bergig. Harzer, den wir zum Hoffotografen ernannt haben, steht zum Glück gleich am Stadionausgang, auf der Asphaltstrecke, da können wir alle noch mal tapfer in die Kamera lachen. Danach geht es einen Waldpfad ziemlich steil bergan zur Schießhalle, dann noch etwas aufwärts auf einem breiten Schlammweg, dann über ein Grasstück bergab und schließlich in schöner Schußfahrt einen Waldweg herab. Nach einer ziemlich scharfen Linkskurve geht es dann auf einem Waldweg wieder bergauf. Der ist zwar nicht so steil, aber irgendwie fieser. Aber ganz böse wird so ein kleiner Hügel kurz vor Einfahrt ins Stadion. Was mach ich hier bloß ? Das Schießen ist dann auch keine Überraschung. Ich treffe fünf mal nix und darf also fünf mal in die Strafrunde. Dort überholt mich natürlich ein Mann und legt sich dann prompt vor mir hin. Prima Muss ich jetzt vom Rad steigen und in den Schlamm treten. Warum müssen Männer diese Art Veranstaltungen nur immer so verbissen ernst nehmen? Ich bemühe mich auch bei der zweiten Runde um ein entspanntes Lächeln in die Kamera. Inzwischen ist wieder der Typ mit dem Eimer da und mit Spaß hat das irgendwie nichts mehr zu tun. Für mich jedenfalls nicht. Ich fahr die Runde zu Ende, aber dann habe ich keine Lust mehr. Ich weiß : falsche Einstellung und so – aber das Zelt ist einfach kuscheliger.
Alle anderen sind natürlich härter im nehmen und kämpfen um gute Platzierungen. Inchkind ist dabei am erfolgreichsten und wird sogar Dritte in ihrer AK. Nächstes Jahr wollen alle wieder starten. Also ich weiß nicht, Mountainbiken ist irgendwie nicht wirklich mein Fall. Da zieh ich mir die Straßen in meiner Leipziger Tieflandbucht vor.
Während wir Duschen, treffen auch street und ihr Bruder ein und wir können uns alle wieder an „unserer“ Stelle im Wald postieren. 19 Damen sind am Start und es geht ihnen, rein wettertechnisch gesehen , nur bedingt besser als uns. Romy Beer gewinnt vor Anne Preußler und Ute Nitziak. Tina Bachmann, die im Rennen einen hervorragenden Eindruck macht, wird Vierte. Pech hat Nathalie Santer, nach zwei Reifenschäden hat sie trotz bester Fahrzeit keine Chance, aufs Podium zu kommen.
Beim Herrenrennen scheint, welche Ungerechtigkeit, die Sonne. Vorher, beim Warmfahren, kann ich, als Heymi da hoch kommt und etwas ins Straucheln gerät, mal wieder nicht meine große Klappe halten: „ Na aber, nicht hinfallen. Und wenn, dann in meine Arme.“ , platzt mir raus. Danach schäme ich mich dann ein bisschen und verstecke mich vorrübergehend im Wald. Außerdem verirrt sich ein Norwegischeer Betreuer, und zwar genau der von Pokljuka hüstel zu uns in den Wald. Er nutzt Harzers Service, die Zeitmessung. Die beiden sind irgendwann richtig aufeinander eingespielt. Es geht ziemlich knapp zu zwischen Ole Einar Björndalen, Tor Halvor Bjornstad und Andi Birnbacher. Aber am Ende ist er der Stärkste und verteidigt seinen Titel gegen eine Norwegische Armada, bestehend aus Bjornstad, Ole, Frode, Stian und Lars. Schnell runter ins Ziel und gratulieren. Da lern ich nun endlich auch Andis Papa mal life kennen. Wurde ja auch Zeit. ggg
Der Weltmeister im MTB-Springen ( was es nicht alles gibt) springt vor der Siegerehrung über Hindernisse und Biathleten. Die Norweger um Ole haben dabei sichtlichen Spaß, Stian Eckhoff zeigt vor lauter Vergnügen Bauch.
Abends ist wieder Festzelt angesagt und natürlich - die Schalmeinkapelle. Diesmal ist sie nicht ganz so nervig wie letztes Jahr und zeitweise macht sie mir sogar Spaß. Ob das am Alter liegt? Oder daran, dass der Pauker lotterhose so schön ärgert? Wie dem auch sei, laut genug bleibt’ s auch nach der Kapelle und Gespräche mutieren zu Geschrei. Auch die Damen und Herren Biathleten zeigen wieder, das sie ordentlich feiern können ( ausgenommen natürlich einige besonders gesundheitsbewusste) und wir sind, wie üblich, nicht die letzten, die den Ort ausgelassener Fröhlichkeit verlassen.
Am Sonntag Vormittag, beim Staffelrennen, zeigen dann doch vor allem einige Herren gewisse Schwächen, die nur auf eine zu lange Nacht hindeuten können.
Andi bildet zusammen mit Michi Rösch, der am Samstag durch einen Sturz kurz vorm Ziel seinen 6.Platz verloren hatte, und Romy Beer ein starkes Team, dem ich eigentlich den Sieg zutraue. Aber Michi beginnt nicht gut. Von Anfang an führt das, auch vom Papier her stärkste Team, mit Ole, Nathalie und Bjornstad. Stark schätzen wir auch Berger, Preußler, Gjelland ein, die auch wirklich lange auf dem zweiten Platz liegen, und Andresen, Andreassen, Eckhoff. Ich hoffe natürlich, dass Heymi mit Katja Beer und Ricco wenigstens unter die ersten sechs kommt. Aber Ricco sah gestern nicht gut aus, Heymi eigentlich auch nicht, und Katja hat auch schon bessere Tage erlebt.
Aber! Es wird ein super spannendes Rennen. Ole jagt Nathalie den Berg rauf, das klingt vielleicht drollig, wie er hinter ihr her rast und in bestem Südtiroler Dialekt Anweisungen gibt. Wie nicht anders zu erwarten, gewinnen sie, gemeinsam mit Tor Halvor Bjornstad.
Das Team um Andi hat sich immer weiter vorgearbeitet und Romy übergibt als Vierte an Andi. Auch Ricco ist plötzlich unter den besten fünf oder sechs. Die beiden Bayern legen eine furiose Schlussrunde hin und kämpfen am Ende um Platz zwei. Als Ricco ein Reifenschaden ereilt, schiebt er sein Rad über den Zielstrich, und verteidigt damit den 3.Platz vor Gjelland. Die Tschechen, die am Anfang noch so gut waren, werden Sechste. Frode landet mit seinem Team auf Platz 5.
Bei der Siegerehrung werden wir dann von Lars Berger abgelenkt, der Anne Preußler zu irgendeinem Streich zu überreden versucht. Aber die traut sich nicht. Also zieht er das Ding alleine durch. Man braucht ihn nur anzusehen, um zu wissen, das er was ausheckt. Schelmisch versteckt er die Sektflasche hinter seinem Rücken, während er denen vor ihm Platzierten scheinheiligst gratuliert. Als das Podium steht und alle brav ihre Geschenke in die Kamera halten , stürmt er vor und bespritzt sie, aber mit Nachdruck. Die Jungs und Mädels ergreifen die Flucht. Bjornstad wehrt sich zaghaft mit einer Bierdusche. Viel zu zaghaft, wie wohl Ricco findet. Er nimmt den Pott und schüttet ihn Lars, wie wir in Sachsen sagen, über den Wanst!!! So schnell habe ich noch nie einen Menschen braun werden sehen. An ein gemeinsames Foto ist natürlich nicht mehr zu denken. Da herrscht viel zu viel Gegickere da vorn.
Tja, das war’s dann wieder. Wir verabschieden uns von denen , die wir kennen. Am kommenden Wochenende ist Luck’s Abschiedsrennen in Oberhof. 12000 Karten sind verkauft... das wird wohl nicht so gemütlich wie in Altenberg.
Fotoalbum
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